Nachdem die passende USV herausgesucht, angeschafft und aufgestellt wurde, ist man zumindest gefühlt für jeden Stromausfall gerüstet. Was aber, wenn der Strom tatsächlich einmal ausfällt? Klar, die USV wird das angeschlossene IT-System solange versorgen, wie genug Akku-Kapazität vorhanden ist. Und dann?

Vielleicht wird gewünscht, dass nach einem Stromausfall das IT-System geordnet herunterfährt. Dafür jedoch muss das IT-System zunächst einmal mitbekommen, dass auf USV-Betrieb umgeschaltet wurde. Im zweiten Schritt hat dann ein Automatismus zu greifen, der für ein geordnetes Herunterfahren sorgt.

Einige USV-Hersteller bieten dafür spezielle, meist recht einfach gehaltene Software-Lösungen an. Andere setzen auf komfortablere Lösungen, teilweise in Verbindung mit Steckkarten, die jedoch zusätzliche Kosten verursachen. Wer ein USV-Gerät der Firma APC oder ein entsprechendes OEM-Produkt sein eigen nennt, wird früher oder später auf die Open-Source-Software APCUPSD (www.apcupsd.org) stoßen, die es mittlerweile für Linux, Windows und macOS gibt. Das Programm läuft als Service im Hintergrund (Daemon) und bildet die Schnittstelle zwischen USV und IT-System. Als physikalische Verbindung zwischen den beiden Komponenten muss dabei das der USV beiliegende Kabel (USB- bzw. RJ45-auf-USB) angeschlossen sein.

Völlig egal auf welchem Betriebssystem der Daemon installiert wurde, das Prinzip dahinter ist immer gleich. Mittels einer Konfigurationsdatei werden die Kriterien eingestellt, unter denen ein Shutdown-Skript ausgeführt werden soll. Im Shutdown-Skript selbst muss dann je nach Betriebssystem und Umgebung ein Befehl für ein geordnetes Herunterfahren gegeben werden.

Unter Windows wird die APCUPSD-Software standardmäßig direkt unter dem Hauptverzeichnis installiert und enthält im Unterordner \etc\apcupsd\ eine Konfigurationsdatei (apcupsd.conf). Hier können sowohl grundsätzliche Parameter wie der Typ des Verbindungskabels (UPSCABLE) konfiguriert, aber auch weitergehende Einstellungen gemacht werden. Beispielsweise sind Grenzwerte für einen Shutdown einstellbar, etwa ein Timeout oder die Mindest-Restladung des Akkus in Prozent.

In einem recht komplexen Event-Skript (apccontrol.bat) wird vorgegeben, wie auf auftretende Ereignisse zu reagieren ist, indem es beispielsweise für jedes Ereignis auf eine weitere noch zu erstellende Skriptdatei verweist. Wem das Editieren im Event-Skript zu kompliziert ist, hat die Möglichkeit, die Skriptdateien gleich nach dem entsprechenden Ereignis zu benennen. Die so benannten Skripte werden dann automatisch aufgerufen. Anpassbare Beispielskripte für die Ereignisse ONBATTERY, OFFBATTERY und COMFAILURE sind bereits vorhanden und bieten unter anderem die Möglichkeit, sich Warn-Mails zusenden zu lassen. Weil das geregelte Herunterfahren des Systems meist im Falle eines Batteriebetriebes angestoßen werden soll, eignet sich das Skript ONBATTERY auch wunderbar als Träger des entsprechenden Shutdown-Befehls.

Soll es lediglich darum gehen, einen Windows-Rechner herunterzufahren, kann auf den Windows eigenen Befehl „shutdown“ zurückgegriffen werden. Ist allerdings beabsichtigt, über eine Windows-VM einen ganzen Host herunterzufahren, auf dem mehrere VMs laufen, wird der Shutdown-Befehl natürlich anders aussehen.

Weil der APC-UPS-Daemon permanent im Hintergrund aktiv ist, bekommt er etwaige Statuswechsel der USV schnell mit. Erkennbar ist das auch am Steckersymbol, das nach der Installation in der Windows-Taskleiste auftaucht. Wird dieses Symbol doppelt angeklickt, gibt er einige interessante Status-Informationen wie Ladezustand und Laufzeit preis. Eine Einsicht in die Log-Datei ist über das Kontextmenü (Rechtsklick) natürlich auch möglich.

Analog zum Windows-Betriebssystem sieht es auch unter Linux aus. Ist das apcupsd-Paket einmal installiert, befindet sich unter /etc/apcupsd/ ebenfalls die Konfigurationsdatei apcupsd.conf und das Event-Skript apccontrol. Wer es sich einfach machen möchte, schreibt hier unter dem Parameter SHUTDOWN den Namen und Zugriffspfad des noch zu erstellenden Shutdown-Skriptes hinein. In das Shutdown-Skript kommt jetzt lediglich noch der zur eigenen IT-Umgebung passende Befehl und schon kann getestet werden.

Für durchzuführende Tests liegen dem apcupsd-Paket die Tools apcaccess und apctest bei. Letzteres sollte gewählt werden, wenn der Daemon nicht gestartet ist. Diese Tools liefern als Ergebnis einige Infos, die beispielsweise bei der Fehlersuche hilfreich sein können. Der Daemon selbst kann mit drei selbsterklärenden Parametern ausgeführt werden: start, stop, sowie status. Natürlich ist zu beachten, dass die Befehle mit Admin-Rechten gestartet werden müssen.

Wer sich ein wenig mit dem Tool beschäftigt, insbesondere was die Konfiguration angeht, findet damit eine kostenlose und relativ unkomplizierte Möglichkeit, automatisch auf USV-Ereignisse zu reagieren und seine wertvollen Daten vor einem Stromausfall zu schützen.