In den vorangegangenen Blog-Beiträgen (1, 2) unserer Serie wurde bereits deutlich, dass die Vielfalt in der Providerlandschaft unter anderem auf den unterschiedlichen Fertigungstiefen der VoIP Produktion der einzelnen Anbieter beruht.
Anhand eines technischen Modells sollen in diesem Blogbeitrag die unterschiedlichen Fertigungsstufen der Produktionsarchitektur systematisch untersucht werden.
Das Modell wird in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. Es zeigt in der Mitte die vier technischen Blöcke Endgeräte, Netzzugänge, IP-Netzinfrastruktur und VoIP-Serviceinfrastruktur einer VoIP Produktion, deren aufeinander aufsetzende Darstellung die zunehmende Fertigungstiefe repräsentiert. Diese Blöcke geben die Vielfalt der Fertigungstiefen natürlich nur stark vereinfacht wieder, denn auch innerhalb dieser technischen Blöcke können Eigen- und Fremdanteil einer Fertigung weitaus granularer gestaltet werden.
Darüber hinaus ist es erforderlich, das Unternehmen als solches in die Betrachtung mit einzubeziehen. Im Unternehmen selbst, seiner Struktur mit den bestehenden internen wie externen Liefer- und Leistungsbeziehungen spiegelt sich die Fertigungstiefe wider. Das sind insbesondere die nationalen und internationalen Kooperationen und Partnerschaften, mit denen eine regionale wie überregionale VoIP Versorgung sichergestellt werden soll sowie die Konzeption der Geschäftsmodelle mit dem damit verbundenen Produktangebot.
Neben dieser vertikalen Sicht ist die horizontale Ende-zu-Ende-Sicht ein gleichwertiger Aspekt der VoIP Produktion. Denn häufig sind mehrere Service Provider an einer VoIP Kommunikation beteiligt. Das tangiert insbesondere die Aspekte Verfügbarkeit, Qualität und Vertraulichkeit. Ebenso finden Verbindungen zwischen Anschlüssen gleicher und verschiedener Netztypen statt. Dabei spielt zusätzlich die Äquivalenz von Leistungsmerkmalen eine Rolle, beispielsweise bei Verbindungen zwischen einem mobilen Endgerät und einer TK-Anlage an einem VoIP Anschluss. Gerade in der derzeitigen Umbruchphase sowohl im Mobilfunk- wie auch im Festnetz gewinnt dieser Aspekt besonders an Gewicht.
Die folgenden zwei Beispiele veranschaulichen die verschiedenen Fertigungstiefen der Produkte und der Vorprodukte am Beispiel des Marktführers und eines ausgewählten, leistungsfähigen Vertreters der konkurrierenden VoIP Provider. Die Detaillierung folgt dabei der in der obigen Abbildung dargelegten Struktur.
Bei dem Marktführer ist -wie zu erwarten – zum einen das eigene Portfolio mit einer vollen Produktion über alle Ebenen bis hin zum eigenentwickelten Endgerät vorzufinden. Zum anderen existieren diverse Vorprodukte, die zum Teil durch die Regulierung vorgegeben sind. Weniger bekannt ist, dass der Marktführer auch als „Whitelabel“-VoIP-Anbieter auftritt und anderen Providern ermöglicht, die komplette VoIP-Infrastruktur von der Applikationsebene bis zur TAL (Teilnehmeranschlussleitung) einzukaufen. In einigen Business-Produkten gibt es andere Varianten. Zum Teil sind hier die Vorproduktbezieher eigene Tochtergesellschaften. Hieraus ergeben sich mehr als 10 verschiedene Fertigungstiefen, mit denen VoIP-Produkte produziert werden.
Bei einem anderen ausgewählten Vertreter teilt sich das Angebot in zwei Blöcke. Zum einen das Geschäft auf Basis von Vorprodukten des Marktführers. Hier wird i.d.R. auf das Paket inklusive POP zurückgegriffen und nur der IP-Transport sowie die VoIP-Infrastruktur selbst bereitgestellt. Zum anderen bietet der ausgewählte VoIP Provider auch Angebote auf Basis eigener Glasfaseranschlüsse an. Diese sind aber noch nicht stark verbreitet.
Bei einer anstehenden VoIP Migration ist es sinnvoll, sich die eben vorgestellten vielfältigen Fertigungstiefen sowie Geschäfts- und Produktionsmodelle der VoIP Provider am Markt vor Augen zu führen. Zudem sollte man sich darüber im Klaren sein, mit welchem Anbieter und von welchem Leistungserbringer letztlich der Dienst bezogen wird. Diese Anforderung gewinnt umso mehr an Gewicht, wenn Provider Teile ihrer Produktion (Datenverarbeitung oder auch Netzmanagement) in das Ausland verlegen oder die Verkehrsführung in der Kombination der genutzten Transportnetze auch über ausländische Knoten verläuft.
In einem nachfolgenden Blog Artikel unserer Serie werden wir auf diese technischen Aspekte und deren Auswirkungen auf die Sicherheit der VoIP Kommunikation noch näher eingehen.
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