Nachdem Sie im ersten Teil unserer Serie „Von der Handvermittlung zu All–IP” erfuhren, wie sich die Telefonie entwickelte und so die ersten „handvermittelten“ Vermittlungsstellen entstanden, lesen Sie nun über die Automation der Gesprächsvermittlung im Fernmeldebereich.

Mit dem wachsenden Wunsch, immer größere Distanzen zu überwinden, wurde die Entwicklung der Selbstwählferndienste schon Anfang des 20. Jahrhunderts forciert. Und so wurde europaweit ab 1908 der Ausbau der automatischen Vermittlungsstellen vorangetrieben. Dennoch wurde in Deutschland die letzte Handvermittlung erst 1966 außer Betrieb genommen. Für Auslandsgespräche wurden handbediente Vermittlungen noch bis in die 80er Jahre aufrechterhalten.

Für die automatische Vermittlung wurde ein Konzept erstellt, welches in den Grundzügen dem Prozess der Handvermittlung angepasst wurde. So wurden die Zugangsnetze über Hauptkabel in die Ortsvermittlungsstellen (OVst) verbunden. Dort wurden sie in großen Wählersälen in Gestellreihen in einem bestimmten System mit Relais und sogenannten Heb-Dreh-Wählern verbunden. Im Prinzip wurden diese Wähler durch das Ablaufen der Wählscheibe am Endgerät zu einer bestimmten Stelle bewegt und von dort zu einem neuen Wähler geschaltet. In diesem Ablauf wurde die Telefonnummer nach und nach gewählt, bis der Ausgang zum B-Teilnehmer gefunden war. Diesem wurde jetzt via einer Ruf – und Signalmaschine signalisiert, dass Teilnehmer A ihn sprechen wollte, indem eine eingebaute Klingel im Endgerät in einem bestimmten Rhythmus zu läuten begann. Indem der B-Teilnehmer den Hörer vom Telefon nahm, schloss er einen Stromkreis, in dem beide Teilnehmer nun bidirektional im Duplex-Verfahren miteinander telefonieren konnten. In größeren Städten gab es aus Kapazitätsgründen mehrere Ortsvermittlungsstellen, die ein sehr statisches Gebilde ergaben. So bekam, wer innerhalb einer Stadt umzog, und dabei den OVst-Bereich wechselte, eine neue Nummer zugewiesen, da die Nummern zwischen den OVstn nicht transferiert werden konnten.

Hebdrehwähler in einer Ortsvermittlung im Fernmeldemuseum Aachen
(Urheber: Túrelio, Wikimedia-Commons)
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Äußere Einflüsse, wie zum Beispiel ein großer amerikanischer Telekommunikationsmarkt, weckten bei den europäischen Telefonteilnehmern Begehrlichkeiten. So kam Mitte der siebziger Jahre das erste Tastentelefon in Deutschland auf den Markt. Es beherrschte das Impulswahlverfahren, welches das manuelle Ablaufen einer Drehscheibe simulierte und somit die Wähler in den Wählersälen steuern konnte. In der Folge wurden noch verschiedene Sondermodelle veröffentlicht, welche beispielsweise Rufnummern speichern konnten.

In Teil drei unserer Serie „Von der Handvermittlung zu All–IP“ können Sie lesen, wie die Digitalisierung der Sprache in die Telekommunikation Einzug hielt, und somit den Weg zu völlig neuen Übertragungswegen ebnete.