Der etwas sperrige Ausdruck „Reference Design Kit (RDK)“ steht für Open Source Initiativen, die standardisierte Software für verschiedene Komponenten des Heimnetzes wie beispielsweise Router, WLAN-Extender, Kameras und Set-Top Boxen bereitstellen wollen.

So steht RDK-B, mit dem sich dieser Artikel beschäftigt, für Reference Design Kit Broadband und ähnlich ist RDK-C für Kameras und RDK-V für Heimvideo zu verstehen.

Initiative für standardisierte Software im Heimnetzwerk

Diese Initiativen werden überwiegend von Netzanbietern, Hardwareherstellern und Systemintegratoren getragen, die über eine weltweite Community von Softwareentwicklern verfügen. Damit soll es ermöglicht werden, dass die unterschiedlichen Funktionen im Heimnetz als Softwarekomponenten von verschiedenen Anbietern erstellt und geliefert werden können. Sie sollen Dank der Standardisierung einfach in eine bestehende RDK-Umgebung integriert werden können, so dass ein Betreiber sie effizient bereitstellen und nutzen kann.

Dieser Ansatz verspricht eine Beschleunigung der Innovationszyklen, aber auch eine vereinfachte Bereitstellung differenzierender Leistungsmerkmale, was es dem Anbieter erlaubt, seine Heimnetzprodukte flexibel, vielfältig und schnell zu entwickeln und zu platzieren.

Ursprung

Der Ursprung der Initiative liegt in den USA, wo insbesondere ein großer Kabelnetzbetreiber (Comcast) die Entwicklung vorantrieb und in seinen Routern millionenfach unterbrachte. Spuren dieser Entwicklung konnte man bisher auch in den Routern europäischer Netzwerkbetreiber finden und seit einiger Zeit gehört die Deutsche Telekom zu einem der stärksten Protagonisten der Initiative. Deren unmittelbares Ziel ist es, die für Router mit Kabelanschluss entwickelte Middleware auch auf VDSL und GPON Anschlüssen verfügbar zu machen und mittelfristig auch für 4G/5G-Router weiterzuentwickeln.

RDK Architektur

Konzeptioneller Kern der Architektur von RDK ist wiederum die Trennung von Hard- und Software, wie sie uns bereits in den letzten Jahren an vielen Stellen begegnet ist, beispielsweise beim Software Defined Networking im SD-WAN und Datacenter.  Im Kontext von Routersystemen spricht man hier von „Router-Disaggregation“.

Damit können Softwareentwickler mit dem Framework von RDK-B Module für Router und WLAN-Extender entwickeln, ohne sich mit den technischen Schnittstellen der zugrunde liegenden Hardware befassen zu müssen. Die jeweiligen Systemhersteller der SoC (System on a Chip) liefern dafür einen sogenannten „Hardware Abstraction Layer“ (HAL) mit standardisierten Schnittstellen zu den RDK-Komponenten.

Vorteile

Auf Grund der Standardisierung sind die Module vielseitig einsetzbar und müssen nicht immer neu entwickelt werden. Sie sind quasi Bestandteil eines Baukastens, aus dem sich ein Heimnetzanbieter sein System zusammensetzen kann. Das bringt ihm unter anderem auch wirtschaftliche Vorteile und erlaubt es, viel stärker zu steuern, welche Funktionalitäten und Leistungsmerkmale seine Anwendungen und Dienste beinhalten sollen.

Ein weiterer Vorteil von RDK wird darin gesehen, dass der RDK-Baukasten umfassende Möglichkeiten zur Erfassung von Telemetrie- und Qualitätsdaten des Heimnetzes bietet, mit denen eine Heerschar von Datenanalysten der großen Herausforderung des Heimnetzes entgegentreten soll. Nahezu jeder kennt die frustrierende Erfahrung mit schlechten Verbindungen, unterbrochenen Videostreams, stockenden Onlinekonferenzen und hängenden Online Spielen, die sich scheinbar unvermeidbar in jedem heimischen WLAN – Umfeld einstellen.

Mit eben diesen Daten und speziellen KI gestützten Lösungen will man das Heimnetz so ausrüsten, dass es sich zukünftig automatisch an die veränderliche Heimnetzsituation anpasst und beständig optimiert. Davon erhoffen sich die Heimnetzanbieter eine Verbesserung der an sich komplexen Beherrschbarkeit und eine Steigerung und Stabilisierung des Nutzererlebnisses (neudeutsch User Experience UX) ihrer Kunden.

Adiccon entwickelt RDK-B Komponenten

Als Open Source Initiative steht der Zugang zu RDK-B jedem offen und wer möchte, kann sich nach einer Registrierung die Build-Umgebungen der drei derzeitigen Referenzplattformen herunterladen und mit dem Entwickeln loslegen.

Adiccon hat bereits seit einiger Zeit mit der Entwicklung von RDK-B Komponenten begonnen und mittlerweile konnten wir in verschiedenen Projekten Applikationen für Quality of Service, Security und Performancetests entwickeln, die sich auf den Systemen verschiedener Hersteller, wie Sagemcom, Arcadyan oder Technicolor betreiben lassen.