Egal ob Homeworking, Homeschooling oder gar beides gleichzeitig über denselben Internetanschluss. Nie war ein stabiles und performantes WLAN wichtiger als heute. Allerdings lauert die nächste Zwickmühle schon an der nächsten Ecke.

Interferenz mit benachbarten Systemen

Wählt man das verbreitete Frequenzband 2,4GHz, nutzen im Zweifel fast alle Nachbarn mit ihren WLAN-Netzwerken denselben Kanal, oder es gibt zumindest Kanalüberlappungen. Wie wir im letzten Blogbeitrag dieser Reihe gesehen haben, kann das zu einigen Problemen wie stockende Verbindungen mit Aussetzern bei Sprache und Videodarstellung bis hin zu Verbindungsabbrüchen führen.

WLAN-Sättigung

Weil in vielen Haushalten heutzutage deutlich mehr als 10 Geräte mit dem WLAN verbunden sind, nehmen diese sich auch gegenseitig die Bandbreite weg, das WLAN ist sozusagen gesättigt.

Moderne Geräte unterstützen auch das Frequenzband 5GHz und damit überlappungsfreie Kanäle, was die Störungen durch benachbarte Systeme verringert. Dazu sind höhere Bandbreiten und damit auch höhere Datenraten möglich. Beim weit verbreiteten WLAN-Standard 802.11ac sind das z.B. bis zu 160MHz Bandbreite im 5GHz Frequenzband gegenüber gerade mal 40MHz bei 2,4GHz. Ein dichteres Codierungsschema (256QAM) bringt außerdem noch zusätzlichen Schub.

Allerdings wird das durch eine etwas niedrigere Reichweite erkauft, welche sich insbesondere dann bemerkbar macht, wenn zwischen Router und Endgerät mehrere Hindernisse, beispielsweise in Form von Wänden oder Decken, liegen. Zwar ist bei 5GHz eine höhere Sendeleistung erlaubt, die eine verringerte Abdeckung aber nicht in allen Fällen ausgleicht.

Außerdem sind im 5GHz-Frequenzband nicht alle Kanäle ständig für WLAN nutzbar, weil einige von bevorrechtigten Nutzern (z.B. Radaranlagen für Flugsicherung, Militär oder Wetterdienst) in Anspruch genommen werden. Die DFS-Funktion sorgt jedoch im Router dafür, dass sich der Benutzer nicht selbst darum kümmern muss. Wenn jedoch Repeater Teil des WLAN-Netzes sind, die kein DFS unterstützen, kann es zu kleineren Schwierigkeiten kommen. Diese deaktivieren nämlich möglicherweise das 5GHz-Funknetz immer dann kurzzeitig, wenn der Router seinen Prüfzyklus startet, um zu testen, ob die verwendeten Kanäle weiterhin frei von bevorrechtigten Nutzern sind.

Band Steering: Loadbalancing zwischen den Frequenzbändern

Wie schön wäre es, wenn Endgerät und Router immer die jeweils beste Verbindung aushandeln könnten und dabei das optimale Frequenzband auswählen. Vorausgesetzt natürlich, man hat neben einem dualbandfähigen Router auch ebensolche Endgeräte.

Manchmal – wie auch in diesem Fall – gehen solche Wünsche in Erfüllung.

Bereits viele Mittelklasse-Router verfügen über jeweils eine Funkschnittstelle für 2,4GHz und 5GHz. Dualbandfähige Endgeräte können sich so aussuchen, wie sie sich verbinden. Unterstützend kommen weitere hilfreiche Funktionen hinzu, die, je nach Hersteller, als „Band Steering“ oder auch „Smart Connect“ bezeichnet werden und ebenfalls schon in vielen Routern implementiert sind.

Durch „Band Steering“ wird versucht, für eine gleichmäßige Auslastung im WLAN-Verkehr zu sorgen, indem veranlasst wird, dass dualbandfähige Endgeräte automatisch in das jeweils als „besser“ bewertete Frequenzband wechseln. Voraussetzung ist jedoch, dass die WLAN-Netze in beiden Frequenzbändern (2,4GHz und 5GHz) dieselbe SSID besitzen.

Gibt es im 5GHz-Frequenzband Reichweiten-Probleme, wird ein Wechsel ins 2,4GHz-Frequenzband eingeleitet. Wird dagegen eine zu hohe Auslastung im 2,4GHz-Frequenzband festgestellt, steht ein Wechsel in das 5GHz-Frequenzband an. Dieser Mechanismus kann für einen Boost in der Datenübertragung sorgen und Verbindungsabbrüche mindern.

Feldversuche, die wir dazu im Rahmen unserer Projektarbeit ausgewertet haben, zeigten, dass ein intelligentes Band Steering die Besetzung des 5GHz Bandes deutlich erhöhte und die erzielten Datenraten deutlich steigern konnte.

Praxis Tipp

Was aber, wenn ein dualbandfähiges Windows-10-Notebook partout nicht in das 5GHz-Band wechseln möchte?

Hier gibt es glücklicherweise eine in den Tiefen der Konfigurationsmenüs versteckte Option, welche dafür sorgt, dass 5GHz präferiert wird. In den „Netzwerk und Interneteinstellungen“ wählt man „Adapteroptionen ändern“, um zum Fenster mit den einzelnen Netzwerkadaptern zu kommen.

Dort dann mit einem Rechtsklick auf den WLAN-Adapter das Kontextmenü aufrufen werden. Nach einem Klick auf „Eigenschaften“ erscheint das entsprechende Fenster.

Über den Button „Konfigurieren…“ öffnet sich nun das Fenster mit den Eigenschaften des WLAN-Gerätes und dort, im Reiter „Erweitert“, versteckt sich die Option „Bevorzugtes Band“.

Wird hier „5 GHz Band bevorzugt“ ausgewählt, sollte das oben beschriebene Problem der Vergangenheit angehören.

Wie bisher gezeigt, gibt es einige Rädchen, um die Qualität der WLAN-Nutzung zu verbessern. Im nächsten Teil werden wir dieses Thema noch weiter vertiefen und auf Möglichkeiten einer gezielten Kontrolle der Qualität eingehen; natürlich praxisorientiert und mit interessanten Beispielen aus unserem Labor.