Als Ende des 19. Jahrhunderts die Erfindung des Fernsprechers und dessen Weiterentwicklung weltweit Einzug hielt, konnte sich noch niemand richtig vorstellen, dass es sich hier um ein Massenkommunikationsmittel handeln würde. Man sah es als die Möglichkeit für eine kleine privilegierte Gruppe reicher Personen, sich untereinander mit Sprache zu verständigen.

Allerdings kam es ganz anders. Hatte man anfangs die Fernsprechleitungen noch von Endpunkt zu Endpunkt vermascht vernetzt, so musste man doch bald feststellen, dass dies ein viel zu hoher Kostenfaktor werde, wenn die Zahl der Teilnehmer am Fernsprechbetrieb weiterhin sprunghaft anstiege. Dennoch fiel relativ schnell auf, dass bei weitem nicht alle zeitgleich telefonierten.

So erdachte man ein System, welches heute noch in weiten Teilen vorhanden ist. Man versorgte jedes Haus mit einem Kabel und lies diese straßenzugweise an Sammelpunkten abschließen. Diese Punkte nannte man Kabelverzweiger. Dort wurden die Kabel mit Hauptkabel verbunden, welche zu einem Vermittlungsraum verlegt wurden. Da in diesem Vermittlungsraum die Kabel mehrerer Straßenzüge zusammen liefen, wurden die Kabel als Zugangsnetz bezeichnet. Die Verbindungen zwischen mehreren Vermittlungsräumen wurden Verbindungsnetz genannt. Innerhalb der Vermittlungsräume wurden sogenannte Klappenschränke aufgestellt und die Telefonverbindungen der Zugangsnetze wurden hier abgeschlossen.

Klappenschrank im Elektromuseum in Frastanz (Quelle)
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Die Schränke waren mit Elektromagneten und Metallklappen versehen, unter denen sich eine Anschlussklinke befand. Vor dem Klappenschrank wurden Vermittlungsmitarbeiter postiert, welche nun die Signalisierungs- und Verbindungsaufgaben ausführten. Nachdem die Aufgabe anfangs von Männern ausgeführt wurde, ging die Domäne mehr und mehr auf die Frauen über, da die höhere Sprachfrequenz zu einer besseren Verständlichkeit führte. Das „Fräulein vom Amt“ war geboren. Ein Klappenschrank konnte von anfangs wenigen Anschlüssen bis auf Zehntausende erweitert werden. Jedes Fräulein vom Amt war in der Lage bis zu 10000 Teilnehmer zu verwalten.

Lesen Sie im 2. Teil unserer Serie „Von der Handvermittlung zu All–IP“, wie automatische Vermittlungsstellen die Telefonie im 20.Jahrhundert veränderte.