Nachdem im Teil 3 die digitalen Vermittlungsstellen (ISDN) betrachtet wurden, geht es nun im vierten Teil um die Zusammenfassung von Telefon- und Datennetzen und die dafür notwendige Technologie.

Zu Beginn des Wandels entschlossen sich immer mehr Firmen dazu, dem herkömmlichen Telefon-Inhouse-Netz Lebewohl zu sagen und sich für eine strukturierte Verkabelung zu entscheiden. Hierzu erfolgte die Installation von 19“-Schränken mit unterschiedlicher Ausprägung in der Firmeninfrastruktur und die Arbeitsplätze wurden mit mehreren Kabeln und Dosen im RJ45 Format ausgebaut. Das bis dahin weit verbreitete RG58 Koaxial-Kabel im Netzwerkbereich hatte damit langsam aber sicher ausgedient. In den Netzwerkschränken wurden die Kabel auf RJ45 Patchpanels terminiert. Der Sinn hierfür bestand darin, ein Inhouse Netz für alles zu haben. Diese Netze wurden mit Cat5, Cat6 und Cat7 bezeichnet, je nach Abschirmung und möglicher Datenübertragungsrate. Der erste Schritt in Richtung Konvergente Netze war getan.

Der nächste Schritt musste sein, die WAN-Umgebung nach und nach der LAN Umgebung anzupassen. Mehr und mehr Internet Provider tummelten sich auf dem Markt und tatsächlich gab es in der Mitte der 90er Jahre erste Internettelefonie. Allerdings war diese – auch aus Gründen der fehlenden Bandbreite – eher von schlechter Qualität, was die Sprache und auch die Verfügbarkeit anbelangte. Ebenso schienen die Versuche namhafter TK-Hersteller, proprietäre Inhouse-VoIP Anlagen (Voice over IP) zu entwickeln, im Keim zu ersticken. Die Medienübertragung benötigte doch ein eigenes, physisch von der Datenübertragung abgekoppeltes Netz, da die Paketkollisionen ansonsten eine qualitativ hochwertige Sprache zunichtemachten. Ebenso waren viele aus dem ISDN bewährte Leistungsmerkmale noch nicht umgesetzt.

Erst mit Beginn des DSL-Zeitalters wurden die Bandbreiten höher und somit die Möglichkeit, eine gute Sprachverbindung auf Datennetzen zu etablieren, wahrscheinlicher. Das totgesagte Thema VoIP erholte sich und wurde bei den TK Providern nun mehr und mehr eingesetzt. Nach und nach erhielten zuerst die privaten Kunden einen DSL-Anschluss mit einem kleinen Router als Abschluss (z.B. Fritzbox). Hier wurde nun die Telefonübertragung mit VoIP durchgeführt. Im Router wurde das Signal dann in alte Technologie gewandelt, damit vorhandene Telefone und TK Anlagen weiterhin betrieben werden konnten.

Die Hersteller der Digitalen Vermittlungsanlagen mussten anfangs des 21. Jahrhunderts feststellen, dass es mittlerweile Systeme der Mitbewerber wie Juniper oder Cisco gab, die eine Übertragung der Sprache mittels IP durchführten. Außerdem kündigten die Hersteller der ISDN Vermittlungen die Entwicklung und Herstellung derselben ab. Dies hat z.B. die Folge, dass die Beschaffung von Ersatzteilen schwierig und teuer wird. Der Ausbau von optischen Transport Netzen in Form von SDH (Synchrone Digitale Hierarchie) und DWDM (Dense Wavelength Division Multiplexing) für eine schnellere und verlustarme Übertragung sorgten weiterhin für den Niedergang von ISDN. Baute SDH noch auf der Plesiochronen Digitalen Hierarchie (PDH) auf, wurden stetige Weiterentwicklungen durchgeführt, die es möglich machten, IP und Ethernet ungewandelt zu übertragen. Dies war der Startschuss zur VoIP Übertragung im WAN Bereich. Das Next Generation Network war geboren.

Voice over IP arbeitet mit Paketen, ähnlich der bekannten Datenübertragung. Die Vorteile hierbei sind, dass man für beides ein und dasselbe Netz verwendet und dass man für ein Telefonat nicht mehr dauerhaft eine Leitung vorhalten muss, auch wenn gerade keiner spricht. Allerdings gibt es auch Nachteile. Da Sprache bei der Übertragung eine Verzögerung kleiner 200ms benötigt, mussten Mechanismen verwendet werden, die eine möglichst verzögerungsfreie Sprachdatenübertragung gewährleisten. Um dies zu realisieren wurden nun im Standard Qualitätsklassen und Bandbreitenmanagement eingeführt. Das bedeutet, dass alle Echtzeitübertragungen nun eine höhere Priorisierung erhalten wie die übrigen Datenpakete. Außerdem wird für die Sprachübertragung ein definierter Anteil der gesamten Bandbreite reserviert. Man spricht hier von Quality of Service. Es wird dabei auch sichergestellt, dass eine Sprachübertragung immer die benötigte Bandbreite zur Verfügung hat. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu Paketverlusten und somit zu Verständigungsproblemen.

Technischer Aufbau einer VoIP Serviceinfrastruktur

Das Zeitalter des All-IP hat also begonnen und die Ablösung von ISDN ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Deutsche Telekom plant die Abschaltung von ISDN bis spätestens Ende 2020. Andere Carrier verschieben den Ausstieg noch um ein bis zwei Jahre nach hinten. Aber aufzuhalten ist der Technologiewechsel nicht mehr.